Ein Beitrag zur Deuerlinger Geschichte

Deuerling wurde spätestens an der Wende vom 6. zum 7. Jahrhundert am linken Laberufer von einem Franken namens Tiurlio (oder ähnlich) im Auftrag des baiuvarischen Herzogs, der in Regensburg herrschte, gegründet. Bewiesen wird das durch die „ing“ - Endung (1. schriftliches Auftauchen um ca. 1150 als Tiurilinga) und durch den Reihengräberfriedhof in Deuerling, der sich ebenfalls auf der linken Laberseite befindet. Bei diesen Skeletten fanden sich die für diese Zeit typischen Saxe (Kurzschwerter) und Pfeilspitzen als Beigaben der damals natürlich heidnischen Bestattungen. Vorher wurden im Labertal noch Sinzing und Alling besiedelt, da auf diese Weise das Urwaldgebiet nördlich der Donau nutzbar gemacht wurde. Deuerling gehört also mit zur ersten Siedlungswelle des baiuvarischen Herzogtums, das seit ca. 535 nach dem Abzug der Römer existierte und zunächst fränkische Herzöge hatte.

Im 8. Jahrhundert ließen die karolingischen Könige eine neue Straßenverbindung von Nürnberg nach Regensburg, beginnend bei Lauterhofen, entlang des Labertals bauen, also eine neue Reichsstraße. An ihr lagen größere und kleinere Herbergen, insbesondere auch für das reisende königliche Personal. In Beratzhausen sind mehrere Königsaufenthalte belegt. Auch in Deuerling hat es wohl einen solchen „Königshof“ gegeben, aber wo? 1224 wird ein Hof in Deuerling als Eigentum des Königs als sog. Reichslehen in einer Urkunde genannt. Außerdem wurden im 19. Jahrhundert viele Gebeine unter der alten Schmiede zwischen der Brauerei Goss und dem Geigeranwesen gefunden, eindeutig ein alter Friedhof. Und zusätzlich hat die Deuerlinger Kirche ein Martinspatrozinium.  Diese Tatsachen lassen sich nur so erklären, dass der Königshof auf der rechten Laberseite (die linke war ja schon besiedelt) in einer Flussschleife errichtet wurde, wie damals üblich als Bauernhof (die heutige Brauerei Goss) mit einer Kirche für die königlichen Boten. Diese Kirchen im fränkischen Einflussbereich erhielten damals alle das Martinspatrozinium; der Friedhof lag um die Kirche herum.

Das Patrozinium wurde spätestens Mitte des 17. Jahrhunderts an die romanische Kirche auf dem Baderfelsen übertragen. Damit war Deuerling als Urpfarrei eines der Zentren im Labertal, von dem aus im 11./12. Jahrhundert der Tangrintel mit Hohenschambach und Hemau durch Rodung erschlossen wurde.

Um 1085 wird der Ortsteil Steinerbrückl fassbar: Der Weg entlang des Labertals von Regensburg nach Nürnberg wird verlegt bzw. neu gebaut, vielleicht weil er wegen des erstarkenden Ortsadels zu unsicher für den königlichen Verkehr wurde. Der Tangrintel dagegen war als Besitz des Bistums Bamberg königliches Gebiet. Die neue Reichsstraße begann an der Donaufähre bei Prüfening, führte über Riegling und Undorf hinab zur Laber, überquerte diese bei Steinerbrückl mithilfe einer steinernen Brücke (daher der Ortsname), stieg hinauf nach Hillohe und lief dann weiter über Deuerling am Bach, Hohenschambach und Hemau nach Nürnberg. 1166 war Kaiser Barbarossa auf dieser Straße mit seinem Tross von ca. 1000 Leuten unterwegs und und hielt sich dann in Hemau auf. Dieser Laberübergang wurde überwacht durch die Herren von Steinerbrückl, später von Stein, die zunächst unten an der Laber wohnten, dann aber die „Egelsburg“ auf dem markanten Felsen über dem Deuerlinger Sportplatz errichteten. Die Wälle und Spitzgräben dieser Turmburg sind noch sehr gut erhalten und zeigen wegen des fehlenden Halsgrabens, dass die Burg nur bis zum Ende des 12. Jahrhunderts als solche genutzt wurde.

Warum wurde sie aufgegeben? 1205 kam der bayerische Herzog nach langjähriger kriegerischer Auseinandersetzung mit dem Regensburger Bischof in den Besitz Deuerlings mitsamt seiner Kirche und der in der Umgebung liegenden Dörfer als Erbe der 1196 ausgestorbenen Burggrafen von Regensburg. Diese vertraten die Interessen des Königs und waren deshalb auch für die Straßenverbindungen zuständig und besaßen deshalb auch das Dorf Deuerling mit seiner Kirche. Die Reichsstraße führte jetzt über die 1146 fertiggestellte Steinerne Brücke in Regensburg, über Etterzhausen, Pollenried und nicht mehr über Steinerbrückl, sondern in Deuerling über den Haslach entlang des heutigen Kreuzwegs steil ins Tal hinab und dann den Kirchberg wieder hinauf. Dort auf dem Baderfelsen wurde wohl zur Überwachung des Laberübergangs beim alten Königshof (Brauerei Goss) eine Burg gebaut; die Reste der Gräben sind noch gut im steilen Felsen zu sehen. Zudem wird 1223 ein Miles Wernher von Deuerling, also ein Ritter bzw. ein Ministeriale urkundlich erwähnt.

Bildunterschrift: Kopie der Karte von Christoph Vogel aus dem Jahr 1598: Im Zentrum des Ausschnitts liegt Deuerling mit der Kirche und der Laberbrücke; die alte Straße führt von Pollenried über den Deuerlinger Haslach zur Laberbrücke wie schon im 13. Jahrhundert. Auch die Tavern ( heute Brauerei Goss ) mit Bierzeiger und die drei Wasserräder des Kupferhammers sind zu erkennen, auch die hohen Kamine auf den beiden Gebäuden: Auf der Tafern wegen der Brauerei und auf dem Hammer wegen des Schmelzfeuers.

Einer der ersten namentlich bekannten Pfarrer in Deuerling ist Herr Ulrich (1314), dessen Siegel die hl. Katharina zeigt. Das bedeutet wohl, dass die Burgkapelle der hl. Katharina geweiht war, einer für die Kreuzzugszeit typischen und bei den Rittern beliebten Patronin. Diese romanische Kapelle wird um ca. 1350 fast auf die heutige Größe erweitert (abzulesen am Fundament); unter Putz liegende Fresken genau dieser Zeit zeigen noch die hl. Katharina als Patronin. Das heutige Martinspatrozinium wurde der Kirche also später in Erinnerung an die erste Kirche, die – wie oben erwähnt - an der Laber im Königshof lag, gegeben.

Ab 1255 läuft plötzlich eine Grenze entlang der Laber durch Deuerling aufgrund der Teilung des Herzogtums in Oberbayern und Niederbayern. Die Kirchbergseite wird vom Amt Kelheim verwaltet, gehörte also zu Niederbayern, während die linke Laberseite  zu Oberbayern gehörte. Ab 1205 bis Ende des 13. Jahrhunderts besitzt der niederbayerische Herzog die Farbmühle und zwei Höfe, dabei natürlich den alten Königshof, der 1224 als Reichsgut erwähnt wird und die Kirche sowie die Dorfherrschaft. Auch in den umliegenden Dörfern hat er einige Höfe in Besitz und jeweils die Dorfherrschaft.

1281 stiftet der Herzog seine Kirche dem Kloster Prüfening, dem schon seit dem 12. Jahrhundert der Stegenhof und die Münchsmühle gehörten. 1321 wird der linkslaberische Ortsteil an die Herren von Laaber übertragen, wohl als Ausgleich für geleistete Kriegsunterstützung gegen die Habsburger. Im Urbar von 1326 stellt der Herzog aber fest, dass er immer noch das Gerichtsrecht und damit die Dorfherrschaft mit entsprechenden Einnahmen inne hat. Später übernimmt Laaber auch die Dorfherrschaft über das Dorf, um sie 1435 wieder an den Herzog zurückzugeben, wohl aus Geldmangel. Damit ist Deuerling wieder mit dem niederbayerischen Teil vereinigt.

1502 wird der Deuerlinger Pfarrhof in der heutigen Form durch das Kloster Prüfening neu errichtet.

1505 entsteht das Fürstentum Pfalzneuburg in der Folge des Landshuter Erbfolgekriegs, bei dem auch die Oberpfalz stark verwüstet wurde. Die Dörfer Deuerling, Heimberg, Hillohe und Steinerbrückl werden Pfalzneuburg zugeschlagen, wobei die Anwesen, die früher zum Amt Kelheim gehörten auch weiter bei Niederbayern bleiben. Der Sitz dieser Kelheimer Schranne (Verwaltung) war bei der Deuerlinger Kirche, nämlich das ehemalige „Kurfürstenhäusl“. Die restlichen Anwesen werden vom Amt Laber aus verwaltet. Dazu gehörten in Deuerling u.a. die Taverne (Goss), die Schmiede und die Mühle.

1540 wird Deuerling mit dem gesamten Fürstentum protestantisch; der Pfarrhof mit der Kirche ist aber weiter in katholischem Prüfeninger Besitz, so dass die Pfarrei jetzt von Nittendorf aus versorgt wird, dies bis ca. 1620 als das gesamte Pfalz-Neuburg zum Katholizismus zurückkehrte. Trotzdem gab der Pfalzneuburgische Herzog erst 1655 seine Einnahmen („Zins, Güllt und Zehenden“ aus der Deuerlinger und den umliegenden Pfarreien Hohenschambach und Hemau an das Kloster Prüfening zurück, das aber im Gegenzug die Priester für diese Pfarreien stellen musste. 1580 erbaut Paul Meisinger neben der Deuerlinger Laberbrücke auf einem Grundstück des Schmieds den Kupfer-Hammer, für die damalige Zeit ein Industriebetrieb, das heutige Geigeranwesen. Später wird dieser als Eisenhammer betrieben und dient von  1853 bis 1965 als Glasschleife mit knapp 20 Arbeitern.

Der 30-jährige Krieg traf die Deuerlinger und die Nachbargemeinden immer wieder durch durchziehende und zu verköstigende und deshalb plündernde Heere beider Seiten. Besonders schlimm war es 1633, als die Schweden unter anderem den Pfarrhof brandschatzten. Beginnend mit 1348 gab es bis ins 18. Jahrhundert 54 Pestepedemien, zudem Typhus und Ruhr, so dass  die Bevölkerung der Deuerlinger Pfarrei insgesamt auf ein Zehntel schmolz.

1808 wird Pfalz-Neuburg mit Bayern wiedervereinigt, wobei Deuerling ab da zum Amt Hemau gehört, ab 1880 zum Bezirksamt ( später Landratsamt ) Parsberg und schließlich ab 1972 zum Landkreis Regensburg.

Autor: Wolfram Hiebsch